Am 9. November landete Zhang Laoshi in Berlin und war für 10 Tage bei uns in der Zhen Wu Berlin zu Gast. An beiden darauffolgenden Wochenenden standen jeweils Seminare auf dem Programm. Dabei hatten wir zum einen die Basics des Tong Bei Quan 通背拳, sowie Eingangstechniken und weiterführende Anwendungen auf dem Trainingsplan. Zum anderen unterrichtete Zhang Laoshi den Umgang mit dem Tong Bei Kurzstock (Bang 棒). Alle Teilnehmer haben sehr hart trainiert und viel mitgenommen. Danke nochmal an alle für das angenehme Miteinander und die gute Stimmung im Training.
Jedes Mal, wenn ich Zhang Laoshi treffe, bin ich beeindruckt von dem präzisen Auge und den Korrekturen, die er für jeden einzelnen passend parat hat – immer den Fortschritt des Schülers im Blick, den er voll Begeisterung und Freude verfolgt. Neben den Korrekturen gab es wieder viele Hausaufgaben für die nächsten Monate – Vertiefen des aktuellen Levels und ein Heranführen an das nächste. Im Tong Bei Quan ist es in der Regel so, dass die Bewegungen recht simpel aussehen, aber in der Tiefe unglaublich komplex sind und ein anspruchsvolles Timing von mehreren essentiellen Details erfordern, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Und den Effekt hat uns Laoshi morgens während der Woche oft gezeigt – immer kontrolliert und in einem Maße, dass man versteht, wie die Kraft sein soll, welche Richtung sie haben soll und wo sie herkommt. Wenn er bei der einen oder anderen Demonstration mal etwas mehr Power verwendet, wird gefühlt die ganze Struktur im Körper gebrochen und man blickt der Folgetechnik mit einer vernichtenden Machtlosigkeit entgegen.
Eine andere tolle Erkenntnis dieses Besuchs von Zhang Laoshi war, dass ich gemerkt habe, wie ich Techniken und Körpermechaniken, die Zhang Laoshi mir vor fünf Jahren versucht hat beizubringen, erst jetzt dank meines fortgeschrittenen Verständnisses zu erfassen beginne. Damals war es einfach zu früh, und erst jetzt kann ich anfangen, damit zu arbeiten. Der Geist ist manchmal schneller, aber der Körper braucht Zeit, um sich zu verändern und die Voraussetzungen für die nächste Stufe zu schaffen. Die endlosen Wiederholungen machen sich bezahlt, ohne geht es nicht – all das ist auch nötig und wichtig (JiBenGong 基本功). Die Reise geht weiter und schön, dass nach oben hin noch so viel Luft ist, die auch noch greifbar ist.
Diese kleine Bestätigung gibt nochmal einen Motivationsschub und zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, unser Kung Fu auf ein anspruchsvolles Level zu bringen. Zhang Laoshi als Lehrer zu haben, ist eine unglaubliche Chance, tief ins Tong Bei Quan einzutauchen und nicht nur auf der Oberfläche zu schwimmen.